Integrative Forschungsperspektiven zum Meeresschutz
Die Meeresschutzforschung befindet sich an einem Wendepunkt. Menschliche Aktivitäten beeinflussen die Küsten- und Meeresökosysteme in einem größeren Ausmaß und mit einer schnelleren Geschwindigkeit als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Um diese Auswirkungen zu verstehen und effektive Meeresschutzstrategien zu entwickeln, müssen alle Instrumente der Ökologie sowie anderer natur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen genutzt werden. Beobachtungen, Experimente, Modelle, Meta-Analysen und andere synthetische Ansätze sowie interdisziplinäre Formen der Untersuchung sind unerlässlich.
Kräfte bündeln beim 2. Symposium zur funktionalen marinen Biodiversität
Um ihre Kräfte zu bündeln und den aktuellen Stand des Meeresschutzes zu diskutieren, trafen sich Forscherinnen und Forscher aus aller Welt im Juni 2019 in Oldenburg zum 2nd Symposium on Functional Marine Biodiversity, das vom Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg (HIMFB) ausgerichtet wurde (Bericht über das Treffen siehe Newsletter #1/2019).
Es gab viele herausragende Ergebnisse dieses Symposiums, darunter die neue Themenausgabe in Philosophical Transactions of the Royal Society B: ‘Integrative research perspectives on marine conservation.’ Zusammengestellt und herausgegeben von Helmut Hillebrand, Ute Jacob und Heather Leslie, brachte die Themenausgabe 60 Autoren zusammen, die in 12 Ländern arbeiten. Die Themenausgabe konzentriert sich auf das Wissen und die wissenschaftlichen Werkzeuge, die benötigt werden, um eine bessere Zukunft für die Ökosysteme der Ozeane und die vielen Arten, einschließlich der Menschen, die von unserer Meereswelt abhängen, zu gewährleisten.
Zum Schutz der Meere beitragen
Die Einleitung und die 16 Artikel in der Themenausgabe zeigen die Vielfalt der Methoden, die Wissenschaftler zum Schutz der Meere rund um den Globus einsetzen, um die Dynamik der Ökosysteme an den Küsten und im Meer zu verstehen. Sie beleuchten nicht nur die Komplexität dieser hochgeschätzten und bedrohten natürlichen Systeme, sondern auch die vielfältigen Möglichkeiten, wie Menschen – als Teil der ökologischen Systeme der Küsten und Meere – zu deren Erhaltung, Wiederherstellung und Nachhaltigkeit beitragen können.
Wir haben das Themenheft in vier Abschnitte gegliedert, die Bereiche der zukünftigen wissenschaftlichen Entwicklung widerspiegeln. Im ersten Abschnitt mit dem Titel “Von Daten zu Informationen” werden neuartige Ansätze und Fortschritte bei der Bewertung von Trends in der marinen Biodiversität vorgestellt.
Der zweite Abschnitt ‘Von Merkmalen zu Funktionen’ fragt, wie sich Veränderungen im zeitlichen und räumlichen Biodiversitätsmuster auf die Prozesse auswirken, die marine Ökosysteme charakterisieren. Der dritte Abschnitt ‘Von der Theorie zur Vorhersage’, in dem wir verschiedene Arten von Modellierungsansätzen und Vorhersagerahmen vorstellen, untermauert die in Abschnitt eins und zwei vorgestellten Ideen und Perspektiven. Im letzten Abschnitt ‘Natur und Mensch’ nähern wir uns dem Meeresschutz als sozio-ökologisches Managementthema.
Sowohl die biologische Vielfalt schützen als auch die Ökosystemleistungen
Das Themenheft stellt einen beispiellosen Versuch dar, ein grundlegendes Problem anzugehen: Wie managen wir marine Ökosysteme, um sowohl die biologische Vielfalt als auch die Ökosystemleistungen zu schützen, auf die die Gesellschaft angewiesen ist? Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen des gegenwärtigen Jahrhunderts besteht darin, die nachhaltige Bereitstellung von essentiellen Ökosystemleistungen oder Beiträgen der Natur für die Menschen zu gewährleisten, die durch eine wachsende Bevölkerung und beispiellose Raten des Biodiversitätsverlustes gefährdet sind.
Wir müssen die Kurve des Verlustes der biologischen Vielfalt in den Meeren biegen, um das Wohlergehen der Menschen und gesunde Ozeane zu gewährleisten, die eng miteinander verbunden sind – das eine geht nicht ohne das andere.
Die Redakteure
Helmut Hillebrand, Planktologe und Direktor des HIFMB
Ute Jacob, Meeresökologin und verantwortlich für die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik am HIFMB
Heather M. Leslie, Direktorin des Darling Marine Center und außerordentliche Professorin an der School of Marine Sciences, University of Maine
Noch mehr Meeresschutz
Themenausgabe: https://royalsocietypublishing.org/toc/rstb/2020/375/1814
Twitter: @HIFMB_OL, @RSocPublishing, #PhilTransB
HIFMB Beiträge in Philosophical Transactions of the Royal Society B: ‘Integrative research perspectives on marine conservation.‘
Rishworth, G.M., Adams, J.B., Bird, M.S., Carrasco, N.K., Dänhardt, A., Dannheim, J., Lemley, D.A., Pistorius, P.A., Scheiffarth, G. and Hillebrand, H. (2020). Cross-continental analysis of coastal biodiversity change. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 375(1814), 20190452.
Link: https://doi.org/10.1098/rstb.2019.0452
Laakmann, S., Blanco-Bercial, L. und Cornils, A. (2020). Der Übergang von der Mikroskopie zu den Genen in der marinen Diversität: von Arten zu Assemblagen in marinen pelagischen Copepoden. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 375(1814), 20190446.
Link: https://doi.org/10.1098/rstb.2019.0446
Peters, K., 2020. The territories of governance: unpacking the ontologies and geophilosophies of fixed to flexible ocean management, and beyond. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 375(1814), 20190458.
Link: https://doi.org/10.1098/rstb.2019.0458