Das HIFMB wurde 2017 gegründet und ist eine institutionelle Kooperation zwischen dem Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), und der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Es erforscht die marine Biodiversität und ihre Bedeutung für die Funktion der marinen Ökosysteme. Dabei entwickelt es die wissenschaftlichen Grundlagen für den Meeresnaturschutz und das Ökosystemmanagement.

Das Leben im Meer zeichnet sich durch eine unübertroffene Vielfalt an Lebensformen und Wechselwirkungen aus. Gleichzeitig sichert diese biologische Diversität die Bewohnbarkeit der Erde für den Menschen, in dem sie zu den wichtigsten globalen Ökosystemprozessen beiträgt, darunter die Sauerstoffproduktion, die Kohlenstoffbindung, der Energietransfer in den Nahrungsnetzen und die Stoffkreisläufe.

Der Schutz der biologischen Vielfalt dient daher unmittelbar (Nahrungsmittelproduktion, Wasserqualität, Tourismus) und mittelbar (Klimastabilisierung, Küstenschutz) der Sicherung des menschlichen Wohlbefindens. Die marine Biodiversität reagiert jedoch sensitiv auf (anthropogene) globale Umweltveränderungen, mit dem Resultat einer sich rapide verändernden Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften im Meer.

Unsere wissenschaftlichen Ziele

1

Bestimmen und Vorhersagen, wie die Vielfalt des Lebens in den Meeren (Biodiversität) auf den globalen Wandel reagiert

2

Verstehen, wie Veränderungen der biologischen Vielfalt die Funktionsweise von Meeresökosystemen und ihren Beitrag zum menschlichen Wohlbefinden verändern

3

Bereitstellen nachhaltiger Erhaltungskonzepte für ein anpassungsfähiges Ökosystem-Management

Unsere strategischen Ziele

1

Förderung der integrativen Forschung über Disziplinen hinweg und in einem transdisziplinären Umfeld

2

Bereitstellung von wissenschaftlichen Möglichkeiten und Mentoring für Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher

3

Vielfalt und Chancengleichheit in der Wissenschaft erhöhen

Um die Rolle dieses Biodiversitätswandels für Ökosystemfunktionen zu verstehen und Konzepte zum Schutz der marinen Biodiversität zu entwickeln, bedarf es einer integrativen Forschung, welche grundlegende naturwissenschaftliche (Ökologie, Evolutionsbiologie, Biogeochemie) und sozialwissenschaftliche Disziplinen (Governance, Politologie, Ökonomie) mit transdisziplinären Herangehensweisen an Schutzkonzepte und das Management von Nutzungen vereint.

Biologische Komplexität in unterschiedlichen Dimensionen erfassen

Das HIFMB analysiert verschiedene Dimensionen der biologischen Vielfalt (von der taxonomischen Zusammensetzung der Artengemeinschaften bis zur funktionellen und genetischen Diversität), um zu ermitteln, wie sich die Vielfalt des marinen Lebens unter den Bedingungen des globalen Wandels verändert (zeitlicher Wandel, Verschiebungen der Verbreitungsgebiete, Aussterben).

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Unter funktionellen Gesichtspunkten interessiert dabei vor allem, wie die Diversität die Prozesse in und Eigenschaften von Ökosystem steuert. Zusammengefasst als Ökosystemfunktion sind hier die Stoff- und Energieströme gemeint, die sich aus den Eigenschaften der Arten und ihrer Wechselwirkungen ergeben. Diese Forschung fließt in wissenschaftliche Betrachtungen der marinen Governance, also der Management- und der Steuerungsinstrumente, die es erlauben, den Nutzen und Schutz mariner Biodiversität zu regeln.

Durch diesen interdisziplinären Ansatz entwickelt das HIFMB verfeinerte Konzepte für die adaptive Erhaltung und Bewirtschaftung der Meere. Diese zielen auf den effektiven Schutz von robusten Lebensgemeinschaften auch unter Umweltveränderungen funktionierende Ökosysteme ab.

Grundlagenforschung und innovative Analysemethoden kombinieren

Auf der Grundlage dieser Strategie kombiniert das HIFMB regelmäßige beobachtende und prozessorientierte Feldstudien mit kontrollierten Experimenten und Expertinnen und liefert so grundlegende Daten über die Veränderung der biologischen Vielfalt in einem breiten Spektrum mariner Lebensformen.

Dazu gehören langlebige, ökosystemstrukturierende Arten (z.B. Schlüsselarten wie Krill, Seegras, Korallen oder Makroalgen) bis hin zu mikrobiellen Taxa, die durch ihre Kopplung mit anderen Organismen und mit geochemischen Kreisläufen wichtige Ökosystemfunktionen erfüllen.

Krill hat eine strukturgebende Funktion für Ökosysteme. Photo: Carsten Pape

Darüber hinaus entwickelt und nutzt das HIFMB neue Wege in der Ökosysteminformatik, um Biodiversitäts- und Funktionsdaten zu analysieren und diese in die Entwicklung von Theorien und numerischen Modellen einfließen zu lassen.  Hier stellt das HIFMB integriertes Wissen über die Rolle von Netzwerken und Interaktionen zur Verfügung, die für ein besseres Verständnis des Biodiversitätswandels und die Vorhersage funktioneller Konsequenzen auf Ökosystem-Skalen benötigt werden.

Folgen vorhersagen und Schutzkonzepte entwickeln

Das Verständnis von Biodiversitätswandel und daran gekoppelter Ökosystemfunktionen bildet sodann die wissenschaftliche Grundlage für Konzepte des Meeresschutzes, die die nachhaltige Nutzung und die Widerstandsfähigkeit der marinen Ökosystemdienstleistungen in einem sich wandelnden Klima gewährleistet.

Das HIFMB arbeitet theoretisch und praktisch an mariner Governance, denn es entwickelt und evaluiert Instrumente, die für das Management mariner Ökosysteme unter vorhergesagten zukünftigen Veränderungen der Biodiversität eingesetzt werden, und betrachtet potentielle Folgen solcher Managementstrategien für die menschliche Gesellschaft. Dies erfordert vom HIFMB, transdisziplinäre Forschungsmodi zu entwickeln, die wissenschaftliche Fragestellungen gemeinsam mit verschiedenen Interessengruppen entwickeln und in interdisziplinäre Forschung umsetzen.

Disziplin- und länderübergreifende Lösungen

Mit seiner integrativen Forschung unterstützt das HIFMB auch die Ziele der UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen für die Jahre 2021 bis 2030 ausgerufen hat.

Die Ozeandekade macht auf die besondere Bedeutung der Meere für das menschliche Wohlergehen aufmerksam. Unter dem Motto „The Science We Need for the Ocean We Want” sollen disziplin- und länderübergreifend transformative Lösungen für den Schutz und den nachhaltigen Nutzen der Ozeane entwickelt und umgesetzt werden. Das HIFMB ist offizieller Netzwerkpartner der UN-Ozeandekade.

Unter den zehn von der UN-Dekade definierten Herausforderungen leisten wir insbesondere einen Beitrag dazu:

  • die Auswirkungen verschiedener Stressfaktoren auf Ozeanökosysteme verstehen und Lösungen entwickeln, um Ökosysteme zu schützen, zu managen und wiederherzustellen,
  • Lösungen für eine faire und nachhaltige Entwicklung der maritimen Wirtschaft zu unterstützen – unter sich ändernden ökologischen, sozialen and klimatischen Bedingungen,
  • die vielfältigen ökologischen und ökonomischen Leistungen des Ozeans für das menschliche Wohlergehen, die Kultur und die nachhaltige Entwicklung verständlich zu machen.

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