Der Wert von Information – Ökologie trifft Ökonomie

Bild von Clownfisch in Anemone
Photo: YumeNichi | Pixabay

Neues Kooperationsprojekt

Die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg ist in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg (HIFMB) eine interdisziplinäre Forschungskooperation mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bielefeld eingegangen. Die Kooperation vereint die Kompetenzen der Universität Oldenburg, insbesondere die des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und des HIFMB auf dem Gebiet der Ökologie, des Ökosystemmanagements und des Meeresschutzes, mit den Kompetenzen der Universität Bielefeld in den Wirtschaftswissenschaften, insbesondere in der Modellierung und den Datenwissenschaften.

Die Kooperation beginnt im Januar 2021 mit dem gemeinsamen Forschungsprojekt “Value of Information” (VoI). In diesem Forschungsprojekt kombinieren beide Parteien ihre Expertisen, um den möglichen Wert von (zusätzlicher) Informationen und deren Konsequenzen für eine optimale Entscheidungsfindung im Kontext ökologisch-ökonomischer Probleme zu untersuchen und das Value-of-Information-Konzept des Naturschutzes, der Nachhaltigkeit und Biodiversität anzuwenden. Das Projekt VoI wird von PD Dr. Thorsten Upmann geleitet. Für weitere Informationen siehe: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/wirtschaftswissenschaften/einrichtungen/voi/.

Können zusätzliche Daten eine Entscheidung verbessern?

Der Kerngedanke des VoI-Projekts ist also, den Wert von Informationen in Bezug auf die Verbesserung von (optimalen) Entscheidungen zu ermitteln und auf diese Weise fundierte Entscheidungen hinsichtlich der Beschaffung von weiteren Informationen treffen zu können.

Typische Fragestellungen sind:

  • Liefern zusätzliche Daten auch zusätzliche Informationen, und wie hoch ist ihr Informationswert?
  • Können vor dem Hintergrund der bestehenden Datenlage und des daraus resultierenden Informationsstandes weitere Daten beschaffen werden, wenn deren Beschaffung oder Erhebung mit Kosten verbunden ist?
  • Welche Daten sollen für ein gegebenes Budget (Zeit, Ressourcen) erhoben werden? Was, wo und wann soll gemessen werden?
  • Welchen Qualitätsansprüchen müssen die Daten gerecht werden, um ihre Auswertung zu lohnen?
  • Ist die Beschaffung weiterer Daten und Informationen entscheidungsrelevant, oder sind die zu treffenden Maßnahmen (noch) von weiteren Informationen abhängig?

Optimales Sammeln von Informationen

Im Laufe der Zeit ändert sich nicht nur der Zustand des Systems (oder der Umwelt), sondern auch der Informationsstand des Entscheidungsträgers, entweder durch das Aufkommen weiterer Informationen oder durch aktives Sammeln von Informationen.
Obwohl sich die Unsicherheit über den wahren oder zukünftigen Zustand mit der Zeit fast automatisch auflöst, kann oder will der Entscheidungsträger mit seiner Entscheidung meist nicht bis zu diesem (fernen) Zeitpunkt warten. Wenn eine frühzeitige Entscheidungsfindung ratsam oder sogar erforderlich ist, muss der Entscheidungsträger nicht nur über den Umfang der Informationsbeschaffung entscheiden, sondern auch über deren zeitlichen Verlauf, d. h. über den Zeitpunkt, an dem der Prozess der Informationsbeschaffung beginnt und wieder endet, und schließlich, basierend auf den gesammelten Informationen, über die tatsächlich zu treffende Entscheidung bzw. die zu wählende Handlung.
Formell kann das Problem der Informationsbeschaffung also auch als ein Problem des optimalen Stoppens betrachtet werden, zu dessen Lösung VoI einen wesentlichen Beitrag leisten kann.

Optimale Entscheidungsfindung

VoI ist also zunächst einmal ein entscheidungstheoretisches, ökonomisches Konzept, das es ökonomischen Akteuren ermöglicht, in Situationen, die durch große Unsicherheit gekennzeichnet sind, fundierte Entscheidungen zur Informationsgewinnung zu treffen. Bei der Bestimmung von ökologischen Schwellenwerten, in der marinen Biodiversitätsforschung etc. sind wir jedoch mit einem hohen Maß an Unsicherheit über den Zustand der betrachteten Ökosysteme konfrontiert, während gleichzeitig die Datenerhebung, d.h. Messungen vor Ort, sehr kostspielig und aufwändig. VoI ist daher ein geeignetes Mittel für eine wohlabgewogene Entscheidungsfindung in der Nachhaltigkeitsanalyse von Ökosystemen, in der marinen Biodiversitätsforschung und anderen Bereichen der Ökologie. Es kann helfen, den Umfang und die Bedingungen der Daten- und Informationserfassung in diesen Forschungsbereichen zu bestimmen.    
Aus diesem Grund stellt VoI einen idealen thematischen Fokus für die Zusammenarbeit zwischen für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftswissenschaftlern und Ökologen.

Thorsten Upmann

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