Wusstest du, dass Schattensegel (ja, die an Hotelpools oder auf der Nachbarsterrasse) zur Erholung von Korallenriffen eingesetzt werden können?
Zunächst ein kurzer Blick in die Glaskugel:
Tropische Korallenriffe verändern sich. Einige Forscher vermuten, dass moderne tropische Riffe die Form eines Lebensraummosaiks annehmen könnten. Jeder Fleck des Mosaiks sind kleine Patch-Habitate verschiedener Regimetypen (z.B. korallen-, schwamm- oder algendominiert), die nebeneinander existieren. Mit einem angemessenen räumlichen und kompositorischen Management dieser Mosaike könnte dies eine Möglichkeit für die Interessenvertreter tropischer Riffe darstellen, die Ökosystemfunktion und den sozioökonomischen Beitrag der Riffe zu maximieren. Damit das funktioniert, müssen die Flecken gut miteinander verbunden sein und diejenigen eines bestimmten Typs (z.B. korallendominiert) dürfen nicht zu weit voneinander entfernt sein.
Zweitens, das Problem:
Fleischige Algen (oder Makroalgen) können die Funktion von Lebensraummosaiken in tropischen Riffen ernsthaft beeinträchtigen, da sie sich schnell ausbreiten und die Verbindung zwischen den Flecken einschränken können. Makroalgen können ihre Dominanz so gut aufrechterhalten und vergrößern, weil sie effektive selbstverstärkende Rückkopplungsschleifen haben. Zum Beispiel können Makroalgen dichte Betten bilden, die die Besiedlung durch Korallen und das Abweiden durch Pflanzenfresser unterdrücken. Wie zu erwarten, führt die reduzierte Konkurrenz durch Korallen und das reduzierte Abgrasen durch Pflanzenfresser schnell zur Ausdehnung der Makroalgenbetten und schließt den Kreislauf.
Was wir gemacht haben:
Wir haben versucht diese Makroalgen-Rückkopplungsschleifen zu unterbrechen, indem wir diese durchgehenden Makroalgenbetten aufgebrochen haben. Wir stellten die Hypothese auf, dass dies die Beweidung in den geöffneten Bereichen wieder einführen würde. Also benutzten wir untergetauchte Schattensegel in zwei Größen (4 m² und 9 m²), um dichte Makroalgenbetten sechs Wochen lang zu beschatten, und zeichneten die Veränderungen des darunter liegenden Meeresbodens auf. Wir zeichneten auch die Abweideraten durch pflanzenfressende Fische auf.
Wie erwartet, da Makroalgen Pflanzen sind, reduzierten die Schattensegel die Fähigkeit der Algen zur Photosynthese um 29%.
Die gute Nachricht: Die Makroalgen-Rückkopplungsschleife wurde geschwächt: Nach sechs Wochen war der Makroalgenbewuchs unter kleinen Segeln um 24 % und unter großen Segeln um 51 % reduziert.
Eine weitere gute Nachricht: Das Wachstum von Rasenalgen (kleinere Algen, die sehr schnell offene Flächen auf Riffen besiedeln können) wurde effektiv gestoppt. Kleine Schattensegel reduzierten das Rasenalgenwachstum um 23 %, große Segel um 82 %.
So weit so gut, aber kehrte der Weidedruck zurück? Drei Monate nach dem Entfernen der Schattensegel waren die Algenbetten fast vollständig nachgewachsen. Also nein, die Herbivorie kehrte nicht effektiv zurück.
Während dieser Nachwuchsphase wurden die Herbivorenbisse auf den Substraten des Experiments aufgezeichnet, wobei der Weideeinfluss mit der Zeit deutlich abnahm.
Obwohl das gewünschte Ergebnis nicht vollständig erreicht wurde, ist unsere Studie die erste, die eine Makroalgenreduktion über die Veränderung des Lichtregimes erreicht und zeigt, dass Makroalgen-Rückkopplungsschleifen geschwächt werden können. Obwohl die Makroalgen in diesem relativ kurzfristigen Experiment wieder nachwuchsen, könnte die Beschattung ein praktikabler Ansatz für das Riffmanagement sein, der darauf abzielt, das Habitatmosaik auf Korallenriffen zu maximieren, insbesondere wenn sie in Kombination mit anderen Interventionsmethoden eingesetzt wird.
Dajka, J‐C, Beasley, V, Gendron, G, Barlow, J, Graham, NAJ. (2021) Weakening macroalgal feedbacks through shading on degraded coral reefs. Aquatic Conserv: Mar Freshw Ecosyst. 2021; 1– 10.
Der vollständige Text hier.